Die Bergkirche und Niedergründau wurden erstmals vor 775 Jahren am 15. August 1217 als „parrochialem eccle-siam in Grinda" (= Pfarrkirche in Gründau) erwähnt. Friedrich II. erneuerte in dieser Urkunde dem Kloster Seibold den Besitz der den Mönchen — vermutlich von Barbarossa — entzogenen Gründauer Kirche. Die Rechte verblieben bis 1543 beim Kloster Seibold und gingen dann an die Ysenburger über, die noch heute Patronatsherren sind. Die Bergkirche war und ist kirchlicher Mittelpunkt des Gerichts Gründau, jetzt Kirchspiel „Auf dem Berg".
Auf dem Kirchberg befand sich auch der weltliche Mittelpunkt des Gerichts Gründau, das erstmals 1260 in einer Urkunde genannt wird: „in iudicio Grindaha" (=-- im Gericht Gründau). 1301 verpfändete König Albrecht I. das Gericht Gründau an Ulrich von Hanau. Nach mehrfach wechselnden Besitzern gelangte es 1424 durch Tausch an Ysenburg, bei dem es fast 400 Jahre blieb. 1816 kam das Gericht Gründau an Hessen-Kassel. 1866 wurde das Dorf Niedergründau preußisch und 1945 hessisch. 1972 schloß sich Niedergründau mit Breitenborn, Gettenbach, Haingründau und Lieblos zur Großgemeinde Gründau zusammen, die im gleichen Jahr durch Rothenbergen und Mittelgründau erweitert wurde.
Vor dem Dreißigjährigen Krieg lag Niedergründau nördlich der Gründau an der Stelle der heutigen Krautgärten. Nach dem Krieg wurde es am Fuß des Kirchbergs neu aufgebaut, wo vorher schon die „Burg", vermutlich der befestigte Hof des Ministerialen- geschlechts „von Grünclan", stand. Oberdorf, Unterdorf, Burg und Schieferberg waren bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts die einzigen Teile des geschlossenen Dorfes. Die Gebäude von Bauern und Handwerkern bestimmten das Bild des Ortes. Fränkische (mitteldeutsche) Gehöfte herrschten vor, daneben gab es noch Einseithöfe (Einhäuser, Wohnhaus und Scheune unter einem Dach). Seit den 90 er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden in der Untergasse und an den Ausfallstraßen zu den Nachbardörfern Wohnhäuser und Bauernhöfe erstellt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden Neubauten in der „Siedlung", auf dem „Schibbelagger", in den Wingerten und auf der Röthe. Niedergründau hatte am 31. Dezember 1991 1717 Einwohner. Die Gemarkungsfläche betrug 715,29 ha, davon 385,18 ha Ackerland und 142,10 ha Grünland.
Weitere Informationen über die Geschichte von Niedergründau findet der interessierte Mitbürger in den Festschriften „750 Jahre Niedergründau" und „Niedergründau von den Bandkeramikern bis zu den Gemeindepartnerschaften". Letztere erscheint im Sommer 1992 zur 775-Jahr-Feier.
Inhalt der "Geschichte Niedergründau" Geiger-Verlag.
Autor Erwin Rückriegel aus Niedergründau Geschichtsverein
Urkundlich bekannt dass ein Johann Kaufelte aus Erxdorf zugehörig dem Kirchenspiel Rauschenberg, eine Margarethe Lautenbach aus Niedergrind am 30. November des Jahres 1699 in Niedergrind in der Bergkirche corpulierte.
Mit dieser Hochzeit wurde die Linie der Kauffeld in Niedergründau Sesshaft. Verbreitete sich weiter im Umkreis von Gründau-Lieblos Rothenbergen östlich bis Hasselroth Niedermittlau Freigericht Linsengericht. Im südlichen Raum bis Langenselbold Erlensee Rodenbach nur um einige Orte zu nennen wo Heute noch Familie mit dem Namen Kauffeld wohnen und leben.
In einigen Chroniken der einzelnen Ortschaften kann man vieles über die Kauffelde wie man in Hessen sagt, nachlesen. So auch eine kleine Geschichte die sich in Niedermittlau zugetragen hat. Ein gewisser Johann Georg Kauffeld geboren in Niedergründau 1852. Er heiratete eine Frau Elisabeth Hix aus Niedermittlau. Er war Kammerdiener und Sie Köchin in dem Kleinen Schlösschen Gettenbach das zur damaligen Zeit von den Büdinger bewirtschaftet wurde. Aus dieser Ehe sind fünf Kinder geboren, wie im folgenden Bild und dem dazugehörenden Stammbaum zu sehen ist.
Der Kammerdiener Kauffeld wohnte mit seiner Familie in der Ortschaft Niedermittlau und da gibt es eine wunderbare Geschichte, zum schmunzeln, die sich so zugetragen haben sollte.
Das Wachollerstündche!
Eine Niedermittlauer Erinnerung an früher
Wenn früher in der Gemeinde Niedermittlau der Ortsdiener zu Nacht läutete, das war so um die Zeit, wenn es dämmerte, kamen die alten Handwerker zum Dämmerschoppen beim Schlegels Karl, auch „Opa" genannt, zu- sammen. Der Ortsdiener, der Wagner, der Philipp, seines Zeichens Schmied, der Schnees Ernst, der Schuster war, der Schneider, der Steinhauers Hannes, einige Bauern, das „Ziegelonkelche" (weil er mit Ziegeln handelte], - sie tranken nach des Tages Arbeit ihr Viertelchen Schnaps. Ein solches Viertelchen kostete - o schöne Zeit, o selige Zeit - damals 14 Pfennige. Freitag abends fand sich auch der alte Kauffeld ein, der in seinen jungen Jahren Diener beim Erbprinzen in Gettenbach gewesen war. Wenn aber der alte Kauffeld kam, war für die Stammgäste das Wachollerstündche ein Festtag. Er bestellte für die ganze Gesellschaft immer einen halben Schoppen Branntwein. Dabei wurden die Tagesereignisse besprochen, aber auch allerlei Schnurren erzählt und Schabernack getrieben.
Es verlief sich auch manchmal ein Auswärtiger in die Gesellschaft. Gleich war dann das „Ziegelonkelche" bei der Hand, um mit ihm ein „Viertelche" heraus zu knobeln. Er nahm dann aus seiner Westentasche 3 Pfennige, die er vorsorglich immer bei sich trug, hielt die geschlossene Hand vor den Fremden und fragte: „Mehr oder weniger wie drei?" Dann machte er die Hand auf und sagte: "Grad drei, du hast verlorn!" Was wollte der verdutzte Mann machen? Er hatte verloren und bestellte sein „Viertelchen", das dann rundumging.
Eines Freitags war die Rede von einem Trauerfall in einer jüdischen Familie, der am gleichen Tage eingetreten war. Man sprach über die jüdischen Gebräuche, dabei auch darüber, daß der Hausvater bei einem Todesfall in seiner Familie in den Rockkragen ein „Trauerloch" geschnitten bekomme. „Wohin dann kemnrit dess Loch?" fragte der Hannes. Der Ortsdiener, nicht faul, holt sein Taschenmesser heraus und sagt: „Ich will euch mal zeige, wie so e Trauerloch geschnitte werd!" Er stößt zu und reißt dem Hannes mit dem Messer den Rockkragen vorn Knopfloch bis herunter auf. „Da! da... mein neue Rock" schreit da der Hannes. Der Ortsdiener sagt aber: „Hannes du trinkst e Vertelche?" und zu der Wirtin gewandt: "Lene, hol' Nadel und Zwern, näh sem Widder zu!" Da gab es eine nicht endende Lacherei, und der alte Kauffeld gab diesen Abend einen ganzen Schoppen zum besten.
Wenn die Männer vom Wachollerstünd-chen auch manchmal zu spät zum Nachtessen kamen, die Pellkartoffeln waren kalt _und die Frau räsonierte: „Jetzt kannste die Kartoffel kalt esse", da sagte mancher um des lieben Friedens willen: „Groad so wollt ich se huh!"
Dieser von Karl Rösch verfaßte Beitrag erschien erstmals in 1 LJB 1954, 64.