Nördlich von Stadtallendorf und westlich von Neustadt in Oberhessen liegt ein kleines Dörflein mit Namen Erksdorf, im mittleren Teil der Oberhessischen Schwelle, dem Neu- städter Sattel. Der darunter liegende Buntsandstein ist auf weiten Flächen mit einer starken Lößlehmschicht bedeckt, so dass ein fruchtbarer und nährstoffreicher Boden vorhanden ist. So ist es nicht verwunderlich, dass dieses Land schon am Anfang der christlichen Zeitrechnung besiedelt wurde. Laut der Ortschronik ist das Dorf ein Haufendorf, woraus man die urgermanische Herkunft ablesen kann.
Auch wurden in Erksdorf sieben Gräber aus der Eisenzeit freigelegt. Hierbei fand man eine fast unversehrte Urne, deren Alter auf 2000 Jahre geschätzt wird. Daraus lässt sich erkennen, dass Erksdorf Ende der chattischen Siedlungsperiode (bis 4. Jharhundert n. Chr.) oder Anfang der fränkischen Siedlungsperiode (4. bis 8. Jh. n. Chr.) auf gebaut worden ist. Nach belegten Unterlagen wurde Erksdorf anno 1144 das erste mal urkundlich erwähnt. Die Zugehörigkeit Erksdorf war im Mittelalter auch ein Zankapfel zwischen Mainz und Hessen, wegen der Gerichtsbarkeit. Damals wie Heute ging es um das Geld! Wer darf die Steuern kassieren?
Im Jahre 1285 wurde vom Grafen Gottfried von Ziegenhain urkundlich bekundet, dass mit seiner Zustimmung Rudolf von Wiera (Wyrahe) und seine Ehefrau Emelud und Ihr Schwager Dietmar ihre sämtlichen Äcker und Wiesen in der Gemarkung des Dorfes Erksdorf (Erkirsdorf Die Schreibweise der Dorfnamen hat sich etliche male geändert) gesamter Hand an das Kloster Haina verkauft haben.
Die Zeit zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert ist für die einfache Bevölkerung schwer. Sie ist gekennzeichnet durch die große Anzahl von Fehden und Raubzügen beider Parteien, in denen mal die Hessen, dann wieder mal die Mainzer die Oberhand behielten. Es ist vor allem das flache Land der Umgebung, das unter diesen Kämpfen zu leiden hat. Dörfer werden geplündert und verbrannt: Wüstungen entstehen, da die Bevölkerung in die schützenden Städte zieht und ihre Wohnstätten verlässt. Was im 15. Jahrhundert der Krieg nicht schaffte, wurde von der Pestilenz vollendet. Fast alle Bewohner von Erksdorf wurden durch die Pest hingerafft. Vergleicht man die Namen der in Erksdorf lebenden Familien vor dieser Zeit mit denen nach der Pestzeit, die ja auch noch im nachfolgenden 17. Jahrhundert sehr gewütet hat, so findet man keine gemeinsamen Namen mehr.
War das Land auch klein, so hatten die Grafen in ihm doch eine straffe Verwaltung eingeführt. Zu diesem Zweck waren die Grafschaften seit 1358 in sieben Ämter eingeteilt worden: Ziegenhain, Schönstein, Treysa, Rauschenberg, Gemünden, Neukirchen und Schwarzenborn. Zu dem Amt Rauschenberg gehörten neben der Stadt Rauschenberg die Dörfer Ernsthausen, Wambach, Wolferode, Hatzbach, Speckswinkel, die Hälfte von Heimersdorf, Langendorf und Wohra mit der niederen Gerichtsbarkeit und Erksdorf mit der hohen Gerichtsbarkeit.
Bis zum Jahre 1450 hatten die Einwohner von Erksdorf in den Grafen von Ziegenhain und Nidda ihre Landesherren. Die Ehe des letzten Grafen Johann II. von Ziegenhain war kinderlos geblieben. Mit dem Landgrafen von Hessen war Johann II., eng befreundet und zu Dank verpflichtet. Für das Wohl seiner Untertanen glaubte Johann II, nicht besser sorgen zu können, als wenn er sie der milden Regierung des hessischen Landgrafen unterstellte.
Ein Vertrag besiegelte die Übernahme aller Besitzungen und Liegenschaften, die der Graf- schaft Ziegenhain zugehörig waren, an den hessischen Landgrafen Ludwig. Als Gegenleis- tung übernahm der Landgraf von Hessen alle angefallenen Schulden des Grafen, sowie
eine stattliche Witwenrente für dessen Gattin. Der Graf von Ziegenhain ist am 14. April 1450 verstorben.